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Dr. Bettina Hofer, Wissenschaftsjournalistin

Antibakterielles Silber schädigt auch menschliche Zellen

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Silber ist doch kein gut verträglicher Bakterienkiller. Ein Forscher-Team vom „Center for Nanointegration“ der Universität Duisburg-Essen fand heraus, dass das seit langem medizinisch eingesetzte Silber in der benötigten Dosis auch menschliche Gewebezellen schädigt. 

Die natürliche antibakterielle Wirkung von Silber liegt an Silberionen, die an die Umgebung abgegeben werden. Die antibakterielle Wirkung verstärkt sich, wenn die Partikelgröße des Silbers in den Nanometerbereich reduziert wird. Dies liegt an einer vergrößerten Oberfläche im Verhältnis zum Volumen des Nanosilbers (Seil und Webster, 2012). Daher ist in vielen Medizinprodukten seit einigen Jahren Nanosilber enthalten, um die Wundheilung, z. B. bei Brandwunden, zu fördern und bakterielle Entzündungen zu verhindern.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Stephan Barcikowski untersuchte die Auswirkung der Silberionen aus in Kunststoff eingebetteten Nanopartikeln auf verschiedene Bakterien, aber auch auf menschliche Zellen. Während sich die keimtötende Wirkung bestätigte, schädigten die Silberionen zur Überraschung der Forscher auch Fibroblasten, – Bindegewebszellen, die an der Wundheilung beteiligt sind. Außerdem schirmt das Bluteiweiß Albumin die antibakterielle Wirkung des Silbers ab, ohne aber die zellschädigende Wirkung zu senken.

Nun muss die Frage nach Risiko und Nutzen von Silber und Silber-Nanopartikeln in Medizinprodukten neu gestellt werden. Verschiedene Wissenschaftler und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfahlen schon zuvor, Nanosilber in Verbraucherprodukten zu beschränken bzw. ganz darauf zu verzichten. Doch bisher hat die Europäische Kommission nicht gehandelt. – Der Verbraucher sollte sich fragen, ob antibakteriell ausgerüstete Sportkleidung – T-Shirts oder Socken, die übl(ich)e Gerüche unterbinden – wirklich notwendig ist. Häufigerer Wäschewechsel kombiniert mit Duschbädern (vor und) nach dem Sport hat eine durchaus vergleichbare Wirkung, ohne das Risiko unerwünschten Nebenwirkungen durch zugesetzte Substanzen auf der Haut. Die gleiche Vorsicht solltefür Nanopartikel generell gelten, seien sie Sonnencremes oder Putzmitteln zugesetzt, da ihre Auswirkungen auf Mensch und Umwelt noch unzureichend untersucht sind.

Mehr über Nanotechnologie im Risikoblog von Christian Meier: www.risikoblog.de/nanotechnologie.

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